Als Pfarrer in Redenitz

Als die Pfarrei in Redenitz ausgeschrieben wurde, suchte ich um sie an. Ich hielt es für gut, während des Krieges auf einer abgelegenen Stelle zu sein  (za větrem). Außerdem hatte ich von Kaaden aus nicht gar zu weit nach Karlsbad, wo Schwester Hermylla (seit 1939) die Krankenhausküche leitete, nach Brüx zu Hedwig und nach Aussig zu Pate Karl. Auch  für Eltern und Geschwister in Grottau lag ich an der Bahnstrecke Aussig - Brüx - Karlsbad, wenn sie dorthin auf Besuch fuhren.
Vor Einsenden meines Gesuches um die Pfarrei besprach ich mit Vikär Sassnig in Kaaden die Abfassung desselben. Er sagte: „Führen Sie an, daß Sie während Ihrer Tätigkeit an verschiedenen Jahren schon eine ziemliche Erfahrung in der Seelsorge erfahren haben, daß .. (er stockte), Ich fuhr fort: „daß das Konsistorium froh sein soll, das ich um Redenitz einreiche“. Er erwiderte etwas erregt: „Ja, was glauben Sie denn? Redenitz ist keine schlechte Pfarrei. Was würden Sie tun, wenn ich (der Vikär) darum einreichte? Darauf entgegnete ich: „Dann würde ich um Kaaden einreichen“. Der Herr Vikär war zunächst sprachlos, dann begann er ein Klagelied über die jungen Geistlichen, die gleich hoch hinaus wollten. Ich beruhigte ihn, daß ich nur gescherzt hätte.
Nachdem ich mein Gesuch eingereicht hatte, stellte ich mich beim Patronatsherrn der Reden. Kirche, Graf JUDr. Oswald Thun in Klösterle vor. Er war ein alter, einfacher, liebenswürdiger Herr (Junggeselle). Er bewirtete mich mit Pfefferminztee, den er nicht zuckerte. Den Zucker (Krieg!) sparte er für seine Besuche auf. Der H. Graf akceptierte den Ernennungsvorschlag des Konsistoriums und mit Wirkung von 1. 12. 1940 wurde ich zum Pfarrer von Redenitz ernannt. Die Installation wurde für den 6. Jänner 1941 festgesetzt. Ich liess Anzeigen drucken, die der Totengräber Bernt in alle Häuser der eingepfarrten Ortschaften brachte. Anfang Jänner fiel massenhaft Schnee. Der H. Vikär konnte sich deshalb nicht zur Installation einfinden. In seiner Vertretung nahm sie Dech. Rödl aus Atschau vor. Die Kirche war bei der hl. Messe mit Gläubigen gefüllt. Anwesend waren auch meine Eltern und Hedwig mit ihrem Sohn Willi.

Ein den Kriegsverhältnissen entsprechendes Gastmahl vereinte auf der Pfarrei die Angehörigen und einige Nachbarn u. Bekannte. Frau Gräfin von Waldeck schenkte mir zur Installation ein Rauchfass und ein goldgesticktes Ziboriummäntelchen.
Ich hatte auch Fr. Lehrerin Budínská aus Bošín eingeladen. Ihr Ansuchen um einen durchlassschein wurde jedoch zunächst vom Oberlandrat in Kolín abgewiesen. Ich unterstützte nun ihr Gesuch mit einem Schreiben an den Oberlandrat der die Genehmigung zu einem Besuch bei mir für die Zeit vom 7. - 14. Jänner erteilte. Frau Budínská kam und verbrachte 1 Woche bei mir. Sie schenkte mir 1 kostbares, weißes, reich mit Goldstickerei geziertes Messgewand (3000 Kč) und ein kostbares Segenswelum und 1 Antipendium. Außerdem brachte sie mir Vorhänge für 3 Fenster. Sie hätte mir, wie sie später erwähnte, gerne den Haushalt geführt. Das ahnte ich zwar, aber mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse wäre das unmöglich gewesen. Doch das wollte sie nie begreifen.
Im Jänner lieferte mir der Tischler Kunz von D. Kralupp eine Küchenmöbeleinrichtung, die ich im Dezember bestellt hatte.
Im Herbst 1940 wurde der Kaadner Kaplan Langhans ins Konzentrationslager Dachau gebracht. Er hatte zu einem Mädchen, das sich in der Relig. Stunde frech benommen hatte, gesagt: „Das hast du wohl beim BDM (Bund deutscher Mädchen) gelernt?“ Der Öffentlichkeit gegenüber wurde seine Inhaftierung damit begründet, er sei ein Volksschädling und Kriegshamsterer. Dazu genügte, daß er genügend Wäsche und Kleider besaß. Kaplan in Kaaden wurde nach ihm Anton Ferbas, ordin. 1935, ein Kaadner Ortskind.
In dieser Zeit schnitzte ich eine etwa 11 cm hohe Statue des hl. Rudolf, die ich bemalte. Später überließ ich sie in Niemes dem dortigen Veterinararzt Dr. Rudolf Votruba, der mich gerade am Rudolfstag darum bat.
Hie und da fuhr ich auf Besuch zu Schwester Hermylla nach Karlsbad. Die ehrw. Schwester Oberin versah mich jedesmal mit Zigaretten (Krieg). Auch die Klosterschwestern hatten Tabakkarten. Einmal untersuchte mich dort ein Augenarzt, der mir die Augen mit Jodtinktur auspinselte. Im Zuge schauten mich die Leute auffallend an. Zu Hause sah ich im Spiegel, daß ich wie ein Gespenst aussah.